TC Ernsthofen e.V. - Tennis, Herren gelingt Überraschung
Oder wie eine Tasse Kaffee fast zum Eklat führte
Es war ein ruhiger Sonntagmorgen in Urberach, als sich die Herrenmannschaft zum Auswärtsspiel
traf. Nichts deutete darauf hin, dass der Tag in einem, an Spannung nicht mehr zu überbietendem,
Finale enden würde. Gegen die favorisierten Urberacher hatte man sich nur geringe Chancen
ausgerechnet. Urberach hat genügend Tennisplätze zur Verfügung, sodass man alle Einzel
gleichzeitig spielen konnte. Witze über ein Heimkommen zum Mittagessen machten schon die
Runde. Aber es kam alles ganz anders.
An allen Plätzen legten die Ernsthöfer Herren furios los und lagen in Front. Simon Krieger und Tim
Eckstein konnten dann auch nach gut 1,5 Stunden Spielzeit die Mannschaft in Führung bringen.
Doch dann wendete sich das Blatt mit der verletzungsbedingten Aufgabe von Jonas Martin. Der
Gegner kam an allen Plätzen immer besser ins Spiel und so mussten Nils Schlesiger und Patrick
Alpher teils bittere Niederlagen hinnehmen. Im letzten verbliebenen Einzel lag es jetzt an Thorsten
Allmann noch den Ausgleich zu schaffen. Nach einem 6:3 im ersten Satz musste dieser den
Satzausgleich hinnehmen und das Spiel wogte hin und her. Beide Spieler standen nun fast 3
Stunden, in der immer heißer werdenden Mittagshitze, auf dem Platz und langsam war es nur noch
ein reines Nervenspiel. Allmann wurde jedoch immer wieder von seinem Team gepusht, ein echter
Teamspirit war zu spüren. Beim Stande von 3:3, im dritten Satz, kam es dann zu den ersten
verbalen Auseinandersetzungen zwischen Spieler und Vorstand. Dadurch und durch andere
Geräusche gestört, verlor Allmann seinen Aufschlag und lag nun hinten. In der Spielpause kam von
Teamkollege Alpher die Frage, ob er etwas Gutes tun könnte. Die Antwort war Kaffee! Eine Tasse
Kaffee. Kein Problem mein Lieber, war die Antwort. Allmann wurde nochmal vom gesamten Team
aufgebaut und schaffte tatsächlich das Rebreak. Nun lagen auf Gegners Seite die Nerven blank. Als
sich dann Allmann 2 große Schlucke aus dem gebrachten Kaffee außerhalb der Spielpause gönnte,
-Dank an Patrick Alpher für diesen Dienst- kam es zum Eklat. Der Gegenspieler Allmann's ließ sich
fast zu einer Tätlichkeit hinreißen, konnte aber noch von seinen Teamkameraden zurückgehalten
werden. Derart gedopt von Adrenalin und Koffein brachte Allmann sein Aufschlagsspiel durch und
breakte seinen Gegner erneut zum 6:4 im letzten Satz. Die Erleichterung und die Freude über das
Unentschieden nach den Einzeln wichen jedoch bald der Ernüchterung. Urberach hatte nicht mit so
einer Gegenwehr gerechnet und wechselte fast die komplette Mannschaft in den Doppeln aus. Und
so zeichnete sich nach einer Stunde ein düsteres Bild ab. Eckstein und Schlesiger mussten ihren
starken Gegnern Tribut zollen und verloren. Krieger und Alpher verloren unerklärlicher Weise, trotz
besserem Spiel, den ersten Satz und noch schlimmer sah es bei Allmann und dem verletzten Jonas
Martin aus. 0:6 und 0:3 lag man hinten und der zwischenzeitliche Erfolg schien verpufft. Doch nicht
an diesem Tag. Krieger und Alpher konnten nochmal alles in ihr Spiel reinwerfen und den zweiten
Satz für sich gestalten. Was aber Martin und Allmann starteten, war eine Aufholjagd, wie es sie nur
im Tennis gibt. 6 Spiele en Suite führten zum Satzausgleich und zum sogenannten Champions-
Tiebreak auf 10 Gewinnpunkte. In diesem konnten die konsternierten Gegner nichts mehr
entgegensetzen, zu groß war der Schock und es war letztlich der verletzt angeschlagene Martin,
der bei 6 Matchbällen für Ernsthofen, den Sieg mit dem ersten Matchball perfekt machte. Der
niemals für möglich gehaltene Ausgleich war da. Doch was der liebe Tennisgott mit den Ernsthöfern
an diesem Tag vorhatte, hätte jeden zu dem Kommentar veranlasst, dass sowas nur im Film
passiert. Im letztlich verbliebenen, nun alles entscheidendem Doppel und Champions-Tiebreak,
stand es 8:9 und man hatte Matchball gegen sich. In einem minutenlangen Rückhandduell behielt
das Doppel Krieger/Alpher die Nerven und glich aus und hatte danach selbst bald Matchball. Der
letzte Ballwechsel setzte dem ganzen Tag die Krone auf. Ein mit voller Wucht geschlagener Return,
auf den Körper von Alpher, konnte dieser mit einem irren Reflex direkt am Netz parieren, indem er
fast sich selbst schützend, den Schläger vor sich hielt und so tropfte der Ball quasi vom Körper, nur
durch die Tennisschlägersaite getrennt, wenige Zentimeter hinter das Netz und war somit für den
Gegner unerreichbar. Spiel, Satz und Gesamtsieg zum 5:4 Endstand. Die Freude war grenzenlos.
Dieses Spiel hatte alle noch enger zusammengeschweißt. Was für ein Tag.
P.S.: Der Gegner von Allmann entschuldigte sich nach dem Spiel und man reichte sich die Hände.
Das obligatorische Abendessen fand in einem friedlichen Rahmen statt. Der Gegner gratulierte fair
zum Sieg.
Thorsten Allmann
Online Ausgabe 2019/09 - Modaublick 2019/09
Online Ausgabe 2019/06 - Modaublick 2019/06