2015 entstand im Zuge des Flüchtlingszustroms, nur wenige Meter vom Tennisplatz entfernt, eine Unterkunft für geflüchtete Familien und auf einmal wurden überwiegend Syrer und Afghanen zu unseren neuen Nachbarn. Organisiert wurde das Ganze von Modautals Bürgermeister Jörg Lautenschläger, der rund um die Uhr als Ansprechpartner zur Verfügung stand und sogar über lange Zeit sein Büro lokal einrichtete. Natürlich dauerte es nur wenige Tage, bis man sich annäherte und die Ersten motiviert bei uns auf dem Tennisplatz standen. Wie sich später zeigen sollte nicht nur motiviert, sondern überaus talentiert!
Passenderweise fanden beim TC Ernsthofen gerade die alljährlichen Sommercamps statt und man war rund um die Uhr am Platz, was das Kennenlernen leicht machte.
Noch viele Unternehmungen folgten in diesem einzigartigen Sommer - gemeinsame Feiern, Abendessen und Schwimmbadbesuche.
Allem voran wurde jedoch Sport jeder Art betrieben. Wir luden zum Tennis ein und kamen später zum Fußballspielen in die Unterkunft oder bekamen Abends arabische Tänze beigebracht.
Es war ein Zusammenleben verschiedener Kulturen, wie es vorbildlicher nicht sein könnte.
Und so ist es noch heute.
Viele von ihnen sind inzwischen weiter gezogen, andere haben jedoch mit ihren Familien eine Heimat im Umkreis gefunden und sind zu einem nicht mehr weg zu denkenden Teil des TCE geworden. Heute, wenige Jahre später, sind aus den Kids Tennisspieler aus Fleisch und Blut geworden, die die Vereinsrangliste im Sturm erobert haben. Was sie auf dem Platz leisten ist unvergleichlich und geprägt von Talent und Motivation, was immer wieder für Begeisterung und Anerkennung unter Gästen und Gegnern sorgt. Unsere U14 wird komplett und unsere U18 Mannschaft zum Großteil von Kindern mit syrischem oder afghanischem Hintergrund gestellt.
Im Sommer 2019 trat das U14 Team das erste Mal in der Liga an und erzielte viele spektakuläre Siege, die Kids verbesserten ausnahmslos ihre LKs und bei allen wichtigen lokalen Turnieren muss man auf der Meldeliste nicht lange nach ihnen suchen.
Durch die Unterstützung des Asylkreises, der Gemeinde und Tennisvereinen, die uns immer wieder zur Seite stehen, konnten wir unsere Mannschaft komplett mit Schlägern und entsprechender Kleidung ausstatten, - denn der Wettbewerbsnachteil kann nicht ignoriert werden, wenn ein Kind mit Billigschläger und Sandalen aufgrund fehlendem Equipments am Ende verliert. Eine optimale Förderung versuchen wir über die Gewinnung von Paten zu ermöglichen, die die Teilnahme an Födertraining und Tenniscamps finanziell ermöglichen.
Wir sind dankbar für die vielen Erfahrungen, die wir durch dieses soziale Miteinander machen dürfen. Wir als Vorstand, genauso wie unsere Mitglieder, können wohl inzwischen behaupten, Profis im Umgang mit kleineren Konfliktsituationen und Sprachbarrieren zu sein.
Der Einfluss und die Prägung, die die Kinder beim TC Ernsthofen erfahren, ist nicht zu unterschätzen, da der Großteil der Freizeit auf dem Tennisplatz verbracht wird und sie ihren kompletten Freundeskreis dort gefunden haben.
Wir sind stolz, dass die Kinder inzwischen fast fehlerfrei Deutsch sprechen/verstehen können und in unsere Kultur, sowie den Tennisalltag komplett integriert sind.
Alle Regeln und Eigenarten der Tennisszene haben wir ihnen bestmöglich versucht weiter zu geben und für diese unglaubliche Liebe und Leidenschaft, die sie dem Sport und uns dafür zurückgeben, lohnt sich jede Sekunde der Arbeit.
Wir erfreuen uns jeden Tag an ihrer Entwicklung.
Die Brüder Hani und Aghyad Albeirouti